Von André Wermelinger, Geschäftsführer FreeTheBees
Es ist Hochsommer: wir geniessen die Tage an der Sonne und kühlen uns gerne mit einem erfrischenden Bad am See oder in der Badi. Ich selbst nehme gerne auch ein Bad in meinem Brunnen vor dem Haus, da passe ich gut hinein, wie in einer langen Badewanne.
Angesichts der aktuellen Sommerhitze möchte ich einige Erkenntnisse zu meiner Wahrnehmung von Bienenstandorten teilen.
Wenn man drei Imker nach der optimalen Aufstellung von Bienenhabitaten fragt, erhält man mindestens fünf verschiedene Antworten. Was davon bereits wissenschaftlich untersucht wurde, kann ich nicht einmal sagen – ein Gedanke, der mir gerade beim Schreiben gekommen ist und dem ich bei Gelegenheit nachgehen werde. Ich befürchte jedoch, dass es dazu nicht allzu viele Studien gibt. Wer gerne die Recherche für uns alle übernehmen und einen Bericht darüber schreiben möchte, ist herzlich dazu eingeladen! Auch, und besonders, wenn er oder sie meine hier formulierten Gedanken widerlegt.
Ähnlich wie wir uns im Hochsommer im Wasser erfrischen, kühlen Bienen ihren Stock durch die Verdunstung von Wasser (gemäss den Hauptsätzen der Thermodynamik). Sie bringen Wasser in den Stock und lassen es durch einen geschickt gesteuerten Luftstrom verdunsten, wodurch die Luft im Stock gekühlt wird. Dies ist wahrscheinlich ein entscheidender Überlebensfaktor, da ein Bienenstock im Hochsommer so warm werden kann, dass die Waben weich werden, schmelzen, reissen und herunterfallen – was oft den Tod des Bienenvolkes bedeutet.
Die Kühlung des Bienenkastens benötigt eine Menge an Energie. Energie, die anderweitig dem Bienenvolk fehlt, bspw. beim Suchen und Einholen von Nahrungsmitteln und Hilfsstoffen, die beide meist auch Heilmittel sind. Ebenso bei der Reinigung, bspw. auch dem Grooming, dem gegenseitigen Befreien von Parasiten wie der Varroa Milbe. Also eigentlich etwas, was wir verhindern möchten.
Honigbienen (Apis mellifera) trinken Wasser an einem heissen Sommertag, Foto: Ingo Arndt
Als jemand, der sich gerne an Grundsätze hält, möchte ich im Kontext der Bienenhaltung drei Prinzipien hervorheben, die mir besonders wichtig erscheinen:
Schauen wir zunächst in die Natur: Bienen haben in unseren Breitengraden in der Natur grossmehrheitlich in Baumhöhlen gelebt und tun das heute noch, wenn sie Baumhöhlen auffinden können. Die Baumhöhle ist sehr gut isoliert und kann insbesondere sehr viel Energie speichern, also über die Zeit aufnehmen und wieder abgeben. Die Isolation schützt genauso vor Kälte, wie auch vor Wärme und die Speicherfähigkeit des Holzes gleicht über die Zeit, bspw. Tages- und Nachtschwankungen bis zu einem gewissen Grad aus.
Der Baum bietet weitere günstige Rahmenbedingungen. So sind die Bienen in der Baumhöhle im Sommer dank der Baumkrone meist sehr gut vor direkter Sonneneinstrahlung und damit übermässiger Hitze geschützt. Im Wald, bedingt durch die umliegenden Bäume ist oft auch der Windstrom vermindert, was sich insbesondere im Winter und in den Übergangszeiten gut auf den Energiehaushalt auswirkt. Und im Winter, wenn kein Laub auf den Bäumen ist, wärmt zwischendurch die Sonne die Baumhöhle etwas auf. Aber auch im Winter, dank der guten Isolation und Energiespeicherfähigkeit, wird die Höhle nicht so schnell warm: Während meine Bienen in konventionellen Kästen an schönen Wintertagen bereits ausfliegen, halten sich jene in der Baumhöhle oft still und verdanken die Aufwärmung der Baumhöhle mit einem geringeren Energiebedarf über die Nacht.
Honigbienen (Apis mellifera) im natürlichem Bienenstock in einem alten Schwarzspechtnest (Dryocopus martius), in Deutschland. Foto von Ingo Arndt
Die ersten Honigwaben sind bereits an der Oberseite der Höhle sichtbar. Foto: Ingo Arndt
Da ich grundsätzlich wenig und nur ungern Aussagen ohne eigene Recherche glaube, experimentiere ich selbst mit verschiedenen Bienenkästen, Habitaten und Standorten. Manchmal setze ich meine Bienen sogar bewusst in schlecht isolierten Kästen der vollen Sonne aus, um verschiedene Bedingungen zu testen.
André Wermelinger neben Bienenstöcken, Foto: Maurice Sinclair
Nun aber zu den Schlussfolgerungen, zu denen ich über die Jahre gekommen bin. Wie erwähnt, das sind subjektive Eindrücke, die ich nicht oder nur teilweise evidenzbasiert auslegen kann. Mir scheint, dass eine gute Isolation und Wärmespeicherfähigkeit der Beute wichtig für die Bienen sind. Ich versuche, meine Bienen insbesondere vor der kalten Bise abzuschirmen, die sehr viel Energie zehrt. Weiter schütze ich gerne die Bienen vor der prallen Sommersonne. Im Winter darf die Sonne gerne direkt zum Bienenkasten gelangen. Vor der Sonne gut geschützt richte ich das Flugloch eher in Richtung Süden aus. Der prallen Sonne ausgesetzt, zeigt mein Flugloch eher Richtung Osten, hin zur Morgensonne. Die Ausrichtung nach Westen versuche ich des Regens wegen zu verhindern. Die Ausrichtung nach Norden erscheint mir der Bise wegen nicht zweckmässig zu sein.
Bienenstöcke von André Wermelinger, Geschäftsführer FreeTheBees
Die Bienen bereiten sich übrigens, selbst in der Hochsommerhitze, bereits auf den Winter vor. Im August erreichen sie kaum mehr einen Nektarüberschuss und sind kaum mehr in der Lage, mehr Honig einzulagern, als sie selbst für die Aufrechterhaltung des eigenen Stoffwechsels benötigen. Bereits werden die ersten Winterbienen gebrütet. Die Drohnenschlacht liegt in der Regel hinter uns, das Volk hält nur noch einige wenige Drohnen für Notfälle.
Ansonsten ist der Augst ein recht guter und wenig arbeitsintensiver Monat für mich. Das gilt sowohl für die Bienen, wie auch für den Garten. Ich gehe hier gerne auch mal an den See zum Baden und Angeln, meist hatte ich hierfür vorher noch keine Zeit.
Viel Spass beim Umsetzen, ich freue mich, weitere Einblicke in meine Arbeit im September geben zu können.
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Januar – Februar: Retrospektive und Planung der neuen Bienensaison
März: Vorbereitung der neuen Bienensaison und Sicherstellen der Futterversorgung
August: Wie beeinflussen Standort und Bedingungen die Gesundheit der Bienenvölker im Hochsommer?